Silber Mokkaservice Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte

Artikelnummer: 58073

Bedeutendes Mokkaservice ‚cylindrische Form aus angestoßenen Zargen‘,
800er Silber, Heilbronn um 1926,
Entwurf: Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte,
Ausf.: Bruckmann & Söhne

Jeweils auf vier ausgestellten Füßen stehender, zylindrischer Korpus mit gerippter Wandung. Der Deckel der Mokkakanne seitlich scharniert, die Zuckerdose mit abnehmbarem Stülpdeckel. Die Deckel jeweils von einem Knauf in Form einer applizierten Schleife bekrönt. Das Tablett im Spiegel mit Vertiefung für eine Glasplatte gearbeitet. Die Handhabe der Mokkakanne mit den originalen Appliken in Bein versehen.

Das Fehlen der Adlerpunze als Firmensignet Bruckmanns sowie der Modellnummer könnten ein Hinweis darauf sein, dass das vorliegende Service (noch) nicht für eine reguläre Produktion angedacht war. Das Moccaservice wurde nach einem Entwurf Josef Hoffmanns für die Wiener Werkstätte von Bruckmann & Söhne in kleiner Stückzahl ausgeführt. Bis vor wenigen Jahren war von diesem Service lediglich die Entwurfszeichnung bekannt. Diese findet sich abgebildet in: Städtische Museen Heilbronn (Hrsg.) „Silber aus Heilbronn für die Welt – P. Bruckmann & Söhne (1805 – 1973)“, Heilbronn 2001. S. 74, Abb. 24.

Das Mokkaservice ist nicht nur in künstlerischer Hinsicht mit großer Raffinesse gestaltet sondern auch in konstruktiven Details:
Die im Spiegel des Tabletts eingelassene Glasscheibe hat neben pragmatischen Gründen in Bezug auf die Schutzfunktion auch einen stilistischen Nebeneffekt, da die einzelnen Teile des Services so den optischen Eindruck erwecken dass diese schweben würden. Die ausgestellten Füße sowie die Vertikalrippen der Wandungen unterstreichen die senkrechte Orientierung des Entwurfs und nehmen so dessen Schwere. Ein weiteres Detail welches die außerordentliche Ingeniosität des Entwurfs unterstreicht, ist die Verbindung von künstlerischen Dekorelementen mit den praktischen Aspekten des Gebrauchs: So unterstreichen die beiderseitigen Beinapplikationen der Mokkakanne nicht nur den grazilen Schwung des Griffes sondern haben auch die Funktion eines Isolators inne der den Benutzer vor übermäßiger Erhitzung bewahrt.
Die Wiener Werkstätte hatte in den späten 1920er Jahren infolge der weltwirtschaftlichen Rezession mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen stand bereits 1926 vor dem Konkurs, welcher unter anderem durch den Verkauf von Entwürfen einstweilen abgewendet werden konnte. Warscheinlich hatte Bruckmann & Söhne die Entwurfszeichnung für das vorliegende Service in dieser Zeit erworben. Bei vereinzelten Entwürfen für Bruckmann & Söhne konnte die Urheberschaft Hoffmanns durch die Forschung eindeutig nachgewiesen werden, sodass wir der Überzeugung sind dass das vorliegende Service in 800er Silber ebenfalls Josef Hoffmann zuzuschreiben ist. Die herausragende gestalterische Eleganz des Entwurfs und die hohe Praktikabilität untermauern unsere Annahme, ebenso der Eintrag in den Bruckmann´schen Unterlagen in welchen die Wiener Werkstätte als Herkunftsort der Entwurfszeichnung benannt wird. Für die Wiener Werkstätte traten unter anderem die Künstler Dagobert Peche, Koloman Moser, Otto Prutscher und Josef Hoffmann als Entwerfer für Metall- und Silberarbeiten in Erscheinung. Stilkritisch betrachtet kommen die drei erstgegannten Künstler als Entwerfer nicht in Frage, da deren stilistische Handschrift sich von derjenigen Hoffmanns zum Teil deutlich unterschied. Zudem sind Entwürfe Josef Hoffmanns dokumentiert die demjenigen des vorliegenden Mokkaservices nahe kommend sind. Ferner ist die Vertikalrippung der Korpusse ein signifikantes stilistisches Merkmal welches sich bei Entwurfszeichnungen für Hohlware von Josef Hoffmann immer wieder findet.

Tablett:
Länge: 26,9 cm; Breite: 18,8 cm
Gewicht: 376,3 g (ohne Glaseinsatz)

Mokkakanne:
Höhe (Knauf): 15,3 cm; Höhe (Deckelrand): 13,4 cm
Gewicht: 332,4 g

Sahnekännchen:
Höhe (Schnaupe): 7,1 cm; Höhe (Griff): 6,3 cm
Gewicht: 99,0 g

Zuckerdose:
Höhe (Deckelknauf): 7,7 cm; Höhe (Deckelrand): 5,9 cm
Gewicht: 164,1 g