Silber Korb „Kleeblatt gebuckelt“ Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte, Wien 1910

Artikelnummer: 59053

Seltener Zierkorb „Kleeblatt gebuckelt“,
900er Silber, Wien 1910,
Entwurf: Josef Hoffmann, Ausführung: Wiener Werkstätte

Ovale Grundform, auf ebener Basis stehend. Die Wandung von quadratischen Feldern mit abstrahierter, plastisch hervortretender Kleeblatt-Ornamentik geziert. Darüber der in Analogie gezierte, gewölbte Griff. Der Silberrahmen den originalen Glaseinsatz aus farblosem Glas umfassend.
Seltene Arbeit der Wiener Werkstätte in exzellenter, originaler Erhaltung. Unterseitig punziert mit „WIENER WERKSTÄTTE“, Beschauamtszeichen Wien für 900er Silber (Dianakopf im Sechseck sowie 2 und Buchstabe A), WW, Entwerfermonogramm von Josef Hoffmann, Rosenmarke und Monogramm des ausführenden Silberschmieds „JH“ im Kreis.

Länge: 18,7 cm, Breite: 12,5 cm, Höhe: 12,1 cm; 180,5 g

Laut dem Kalkulationsbuch der Wiener Werkstätte wurden von dem hier vorliegenden Zierkorb insgesamt nur sieben Exemplare 1910 hergestellt. Die Entwurfszeichnung zu dem Objekt befindet sich im Bestand des MAK, Wien unter der Inventarnummer KI 12031-26 (siehe letzte Abbildung).

Wir danken Frau Dr. Anne-Katrin Rossberg (MAK – Museum der angewandten Kunst, Wien. Kustodin für Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv) für Informationen zu dem Objekt.
Das MAK verwahrt den Nachlass der Wiener Werkstätte und besitzt neben ausgeführten Arbeiten und zeitgenössischen Fotografien auch einen Großteil ihrer Entwurfszeichnungen.

Josef Hoffmann und Silber der Wiener Werkstätte

Josef Hoffmann (Pirnitz, 1870 – Wien, 1956) war als Architekt und Designer ein höchst universeller und produktiver Künstler, der in seiner kunstgeschichtlichen Relevanz nur mit Größen wie Henry van de Velde zu vergleichen ist. Josef Hoffmann war Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule (heute: Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie) sowie Gründungsmitglied der Wiener Secession und später der Wiener Werkstätte.
Die Wiener Werkstätte war als Unternehmen ein Zusammenschluss bildender Künstler und wurde 1903 von Josef Hoffmann, Koloman Moser und dem Financier Fritz Waerndorfer gegründet. Ziel des Unternehmens war, die Kunst in den Alltag der Bevölkerung zu integrieren. Aus diesem Grund widmete sich die Wiener Werkstätte im Sinne des Gesamtkunstwerks dem Entwurf und der Herstellung einer umfassenden Bandbreite von Gebrauchs- und Einrichtungsgegenständen. Das Repertoire umfasste Waren wie Besteck, Schalen und Tabletts, Teeservices, Glas und Porzellan, Stoffe, Tapeten, Vorhänge, Möbel bis hin zu Schmuck und Kinderspielzeug. Charakteristisch für die Kreationen der Wiener Werkstätte waren stets eine hochwertige handwerkliche Umsetzung, ihre außergewöhnliche Ästhetik und Individualität. Dabei wurde in der Herstellung auf Messing, versilbertes Metall und Silber zurückgegriffen. Arbeiten der Wiener Werkstätte in Silber sind seltener anzutreffen, da diese schon zur damaligen Zeit hochpreisig waren. Das Unternehmen brach mit dem kontemporären ornamentalen Jugendstil und brachte bahnbrechend moderne Entwürfe hervor – weit bevor die Begrifflichkeit des Designs aufkam.
Mit seinen künstlerisch wie qualitativ anspruchsvollen Produkten hatte das Unternehmen zeitweise einen derartigen Erfolg, dass es Verkaufsgeschäfte in New York, Zürich und Berlin betrieb und so die „Wiener Werkstätte“ zu einer Marke internationaler Geltung machte. Mit der wirtschaftlichen Krise der Zwischenkriegszeit und der zunehmenden Verarmung der Mittelschicht, geriet auch die Wiener Werkstätte in wirtschaftliche Schwierigkeiten die 1932 in ihren Konkurs mündeten.

Josef Hoffmann war neben Koloman Moser und Dagobert Peche der wichtigste Entwerfer der Wiener Werkstätte und brachte eine beeindruckende Zahl an unterschiedlichen Entwürfen hervor. Das „Kleeblatt gebuckelt“ (bzw. „Kleeblattmuster“ bzw. „Kleeblattdekor“) war eines der frühesten Entwürfe der Wiener Werkstätte und geht vermutlich auf Koloman Moser zurück. Erste Arbeiten dieses Dekors erschienen im April 1906. Josef Hoffmann und Koloman Moser variierten den Entwurf in den folgenden Jahren mit großer Raffinesse und brachten diverse Gefäß- und Objekttypen in „Kleeblatt gebuckelt“ hervor. Trotz des großen Erfolgs des „Kleeblattmusters“ haben sich heute verhältnismäßig wenig Arbeiten in diesem Dekor erhalten.