Qualitätvoller Deckelhumpen, Silber, Nürnberg 1615

Artikelnummer: 60188

Sehr qualitätvoller Renaissance Humpen,
Silber, Nürnberg um 1615,
MZ: Christoff Kramer

Fußwulst, Korpus und Deckel mit graviertem Rankendekor geziert. Der Deckel von zentralem Schmeck geziert und von durchbrochen gearbeiteter Spitzfiale bekrönt, welche über eine blütenförmig gestaltete Mutter mit dem Deckel verschraubt ist. Das rückseitige Griffstück zum Öffnen des Deckels in Form zweier Ranken versehen. Die Handhabe von aufgesetztem Perlband geziert, das untere Ende von wappenförmigem Schild abgeschlossen. Die Außenflächen die originale, hellgelbe Vergoldung aufweisend. Das Innere später, vermutlich um 1900, nachvergoldet.
Meisterhaft gearbeiteter, musealer Humpen der späten Renaissance in exzellenter Gesamterhaltung, gänzlich unberiebenem Gravurdekor und seltener Größe. Insbesondere hervorzuheben der auffallend gut erhaltene aufgelegte Blumenschmuck in gesägtem und gravierten Silberfiligran, der sog. „Schmeck“, der keinerlei abgebrochene Partien oder anderweitige Schäden aufweist.

Höhe (Bekrönung): 15,1 cm, Durchmesser (Fuß): 10,7 cm, Durchmesser (Lippenrand): 8,1 cm 309,5 g, Volumen: 0,34 Ltr.

Ein historisch interessantes Detail stellt der aufgelegte Schmeck dar:
Der Rat der Stadt Nürnberg hat im 17. Jahrhundert nur zwei Handwerkern die Erlaubnis erteilt, ohne Meistertitel ausschließlich diese Dekorationen für die Nürnberger Silberschmiede herzustellen. An diese Sondererlaubnis war das strenge Verbot geknüpft, dass diese beiden Handwerker ihre Erzeugnisse nicht mit einer Marke versehen durften. Bei dem hier vorliegenden Deckelhumpen ist der Schmeck an einer unauffälligen Stelle punziert, was erst bei sehr genauer Betrachtung auffällt.

Christoff Kremer (1569 – 1620) ist von 1596 bis 1620 als Silberschmied in Nürnberg nachweisbar. 1594 heiratet er Johanna Steinmann, Tochter des Nürnberger Bürgers Hans Steinmann. Aus den Unterlagen der Goldschmiedegilde geht hervor, dass Kremer sich zusammen mit anderen Silberschmieden darüber beschwerte, dass Stümpler in den Nürnberger Vororten Wöhrd, Mögeldorf und Fürth als Silberblumenmacher illegal arbeiteten. Er setzte sich für ein Verbot des Erwerbs solcher Silberblumen durch Nürnberger Juweliere ein.
In Kremers Gesamtwerk haben sich hauptsächlich Gefäße mit flachem Traubenbuckel-Dekor erhalten, weswegen diese Arbeit auch innerhalb seines Œuvres hervorsticht.