Seltene mixed metal Schale Gorham USA 1882

Artikelnummer: 60154

Seltene Jugendstil Schale,
Sterling Silber, Kupfer, Bronze, Providence (Rhode Island) 1882,
HZ: Gorham Manufacturing

Auf zentralem Fuß stehender, runder Korpus, die Wandung mit sichtbarem Martelé. Schauseitig applizierte Seerosenblüten und -blätter sowie maritimer Dekor in polychrom vergoldetem Metall und Bronze.
Unterseitig punziert STERLING & OTHER METALS, Herstellermarke Gorham mit Jahresbuchstabe O für 1882 (Rainwater S. 71), sowie Modellnr. 1845.
Elegante und seltene Arbeit im Aesthetic Style, der Stilparallele des Jugendstils die sich in Großbritannien und Nordamerika besonderer Beliebtheit erfreute.

Durchmesser: 20,7 cm, Höhe: 6,8 cm; 428,0 g (Bruttogewicht)

Arbeiten in mixed metal stellen im Portfolio sowohl bei Gorham wie auch Tiffany eine Sonderkategorie dar. Diese Art von Silber hat ihren Ursprung in Japan. Im Jahr 1876 besuchte Christopher Dresser Japan und erwarb zahlreiche Objekte, die er an Tiffany in New York verkaufte. Dies wiederum inspirierte Edward C. Moore, den Direktor der Design-Abteilung von Tiffany, zur Herstellung von Silber- und Kupferarbeiten im japanischen Stil, die 1878 auf der Pariser Weltausstellung unter großem Beifall präsentiert wurden. Als eine der führenden US-amerikanischen Firmen passte sich Gorham schnell diesem neuen Trend an und produzierte ab ca. 1878 eine Reihe von Silberstücken in mixed metal im japanischen Stil, von denen dieses Exemplar ein Paradebeispiel ist.

Die Anfänge von Gorham Silber

Kann Nordamerika aufgrund seiner Geschichte nicht auf eine über Jahrhunderte gewachsene Tradition bei der Herstellung von Silberwaren wie beispielsweise Großbritannien, Frankreich oder Deutschland zurückblicken, so wurden in den Vereinigten Staaten nichtsdestotrotz insbesondere ab dem 19. Jahrhundert einige Silberfabriken gegründet, die herausragend gute Arbeiten in Silber herstellten. Zu den wichtigsten Herstellern von Silberwaren gehört neben Tiffany die Gorham Manufacturing Company, welche 1831 in Providence, Rhode Island, von Jabez Gorham und Henry Webster gegründet wurde. Anfänglich als kleines Unternehmen gegründet dessen Angebot Knöpfe, Fingerhüte und Kämme umfasste, weitete das Unternehmen nach Übernahme der Geschäftsleitung durch Gorhams Sohn John in den späten 1840er Jahren die Herstellung auf Hohlware wie Teeservices, Kandelaber, Schalen und Tabletts aus.
Diese Entwicklung war Folge der US-amerikanischen Zollpolitik, indem die USA 1842 die Erzeugnisse der großen Silberschmiede mit besonders hohen Einfuhrgebühren belegten und so den Import fremder Silberwaren praktisch zum Erliegen brachten.

Aufstieg und Fall von Gorham Manufacturing Company

John Gorham war als visionärer Geschäftsführer äußerst engagiert und machte aus dem kleinen Unternehmen eine weltberühmte Marke. Auf früheren Reisen nach Europa hatte John Gorham die Gelegenheit genutzt, die Ateliers europäischer Silberfabriken zu besichtigen. Nach seiner Rückkehr begann er ihre Silberschmiedetechniken in seiner Werkstatt in Rhode Island zu integrieren, erweiterte die Räumlichkeiten und ließ ferner eine Tiefdruckpresse nachbauen. Um die Stilistik der alten Welt in den Arbeiten von Gorham-Entwürfen noch besser einfließen zu lassen, warb er auch gezielt Europäische Entwerfer wie beispielsweise George Wilkinson (1819-1894) an.
Der Durchbruch gelang Gorham mit der Beauftragung eines Silberbestecks und eines Kaffee Tee-Services für das Weiße Haus durch die First Lady Mary Todd Lincoln im Jahr 1859. Das Kaffee Tee-Service ging später in den Besitz des National Museum of American History über, wo es sich heute noch befindet. Ein weiterer Meilenstein des Unternehmens war 1875 die Beauftragung der „Century Vase“ durch den 18. Präsidenten der USA Ulysses S. Grant. Die Vase hatte ein Gewicht von knapp 2000 Unzen (ca. 62,2 kg) und wurde anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Vereinigten Staaten in Auftrag gegeben.
In der Zeit um 1880 schließlich gelang es Gorham den Zeitgeschmack mit herausragend eleganten Entwürfen zu treffen, welche den europäischen Jugendstil mit Entwürfen des Aesthetic Style und japanischen Dekorelementen kombinierte. Silberwaren Gorhams gehören neben den Arbeiten von Tiffany zum Besten was es an US-amerikanischem Silber in dieser Zeit gab. Die Erzeugnisse wurden in firmeneigenen Boutiquen in den Großstädten wie New York oder Los Angeles angeboten und erfreuten sich großer Beliebtheit in der Oberschicht.

Der Erfolg des Unternehmens setzte sich im 20. Jahrhundert fort mit hocheleganten, ornamentalen Arbeiten typisch amerikanischer Prägung im Art Déco, welche unter Erik Magnussen umgesetzt wurden. Der signifikante Rückgang von Tafelkultur in Silber in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg führte dazu, dass Gorham 1967 an Textron, einem in Providence ansässigen Industriekonzern, verkauft wurde.  Das Unternehmen fusionierte 2005 mit Lenox Holdings, welches 2009 in Konkurs ging womit auch die Firmengeschichte von Gorham nach 178 Jahren ihr Ende fand.