Fußschale 800er Silber Oswald Haerdtl

Artikelnummer: 60147

Art Déco Fußschale, 800er Silber,
Entwurf: Oswald Haerdtl für Alexander Sturm,
Wien um 1934

Die runde Schalenform von strahlenförmiger und gewellter Wandung dekorativ untergliedert, die von zentralem gegenläufigen Fuß gehalten wird. Die Oberfläche vollständig martelliert, der konkav abgetreppte Spiegel glatt gehalten.
Sehr gut erhaltene, seltene Fußschale des Wiener Art Déco in Silber nach einem Entwurf des bedeutenden österreichischen Designers Oswald Haerdtl. Die vorliegende Fußschale wurde 1934 von der Silberschmiede Alexander Sturm für kurze Zeit hergestellt ehe die Silberproduktion kriegsbedingt ganz eingestellt werden musste. Jahrzehnte später wird die Schale nun wieder von der Wiener Silberschmiede Werkstätte in zwei Größen hergestellt, allerdings in einfacherer Ausführung ohne das Martelé der Oberfläche.

Höhe: ca. 6,5 cm, Durchmesser: 25,1 cm; 391,6 g

Oswald Haerdtl – Designer, Lehrer und Architekt

Geboren 1899 in Wien, absolvierte Oswald Haerdtl mit 14 Jahren eine Tischlerlehre bei seinem Onkel Heinrich Scheranek.
Zum Wintersemester 1916 wurde er Schüler an der Wiener Kunstgewerbeschule in der Malklasse von Koloman Moser. Seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule wurde für ein Jahr unterbrochen als er sich zum Kriegsdienst verpflichtete. Nach Kriegsende kehrte er im November 1918 an die Kunstgewerbeschule zurück, wo er im Wintersemester 1919 in die Architekturklasse von Oskar Strnad aufgenommen wurde. 1921 beendete er sein Studium und erhielt für seine Abschlussarbeit den Eitelberger-Preis und – als erster Absolvent – den österreichischen Staatspreis.
Im Anschluss wurde er 1922 an der Kunstgewerbeschule Hilfslehrer in der Meisterklasse von Josef Hoffmann und 1924 Mitarbeiter in Josef Hoffmanns privatem Atelier. Als erstem großen Projekt dieser Zeit durfte er Josef Hoffmann bei der Realisierung des österreichischen Pavillons an der „Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes“ – der Weltausstellung für das Kunstgewerbe und Industriedesign – assistieren, welche 1925 stattfand. In dieser Zeit setzte er sich auch mit Werken von Le Corbusier kennen und machte Bekanntschaft unter anderem mit Fernand Léger.
Später wurde Oswald Haerdtl auch mit dem österreichischen Pavilllon für die Weltausstellung Brüssel 1935 und die Weltfachausstellung Paris 1937 (die als „kleine Weltausstellung“ bezeichnet wurde) beauftragt.
Die Zeit der nationalsozialistischen Besetzung Österreichs war geprägt von Anfeindungen Oswald Haerdtls, die vor allem darauf fußten dass er mit etlichen jüdischen Firmen zusammenarbeitete. Dennoch bekam er 1938 neben der Fachklasse für Architektur auch die Leitung für die Fachklasse für gewerbliche und industrielle Gestaltung übertragen. Einer Einberufung zum Krieg konnte er durch Intervention zahlreicher hochgestellter Persönlichkeiten des Kunstbetriebs entgehen. Nach dem Krieg beschäftige sich Oswald Haerdtl vor allem mit baulichen Projekten und schuf einige Schlüsselbauten der österreichischen Nachkriegszeit, zu denen vor allem die Repräsentationsräume des Bundeskanzleramtes und das Wien Museum am Karlsplatz zu nennen sind. Er starb am 9. August 1959 in Wien an den Folgen eines Herzinfarkts.
Vor allem als Architekt bekannt, schuf Oswald Haerdtl auch zahlreiche Entwürfe für kunstgewerbliche Erzeugnisse wie für Glasarbeiten für Lobmeyr und Bakalowits sowie für Silberwaren für Klinkosch und Alexander Sturm, bis hin zu Zigarettenverpackungen für die Österreichische Tabak Regie. Er gehört neben Josef Hoffmann zu den wichtigsten österreichischen Designern der Nachkriegszeit.