Artikelnummer: 60193
Seltenes Fischbesteck, Silber, Bremen 1905/06,
Entwurf: Henry van de Velde (1902), Ausführung: Koch & Bergfeld
Feinster linearer Jugendstil, die Griffe dreidimensional gearbeitet. Das Fischmesser an seinem Klingenansatz dezent gekröpft.
Seltenes Fischbesteck der Modellreihe I entworfen von Henry van de Velde anlässlich der Hochzeit von Großherzog Wilhelm Ernst und Caroline von Reuß.
Das Silberbesteck ‚Modell I‘ von Henry van de Velde
Henry van de Velde erhielt den Auftrag ein Besteck zur Hochzeit Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach und seiner ersten Gattin Caroline von Reuß zu entwerfen, das als „Modell I“ von Koch & Bergfeld umgesetzt wurde.
Arbeitete Henry van de Velde sehr eng mit der Silberschmiede Theodor Müller in Weimar zusammen, war Theodor Müller insbesondere für die Herstellung von Korpusware zuständig. Auch wenn diese Silberschmiede vereinzelt Teile diesen Bestecks herstellte, war die Werkstatt zu klein für einen Auftrag dieser Größenordnung. Dies lag darin begründet dass für die Herstellung von Besteck eine Vielzahl unterschiedlicher Formpressen vonnöten war und die große Menge an Besteckteilen von Theodor Müller nicht mehr zu bewältigen war. Pro Person umfasste das Besteck 18 Teile, dazu kam eine gewaltige Zahl von einzelnen Vorlegeteilen. Daher wurde mit der Herstellung des Bestecks die Silberschmiede Koch & Bergfeld in Bremen betraut, die über die hierfür notwendigen Kapazitäten verfügte. Theodor Müller aber blieb weiterhin für den Vertrieb des Silberbestecks zuständig.
Es sind unterschiedliche Punzierungen des Silberfeingehaltes dieses Bestecks belegt, wie 800er Silber sowie Silber der Feingehalte 875, 900 und 925er Silber. In wenigen Fällen sind die Bestecke mit dem Firmenzeichen von Theodor Müller versehen, entgegen den Gepflogenheiten findet sich das Firmensignet von Koch & Bergfeld dagegen nie. Fast immer ist das Besteck mit dem Künstlersignet Henry van de Veldes von 1899 signiert (wie auch hier der Fall), oft auch mit der deutschen Reichspunze (Halbmond und Krone). Das ursprünglich unikale Besteck wurde durch Sonderausstellungen und einer gezielten Bewerbung in der Öffentlichkeit derart berühmt, dass es noch weit nach dem Weggang Henry van de Veldes aus Weimar hergestellt wurde. In einzelnen Fällen sind auch Teile des Bestecks mit dem russischen Feingehalt „84“ belegt die ferner die französischen Importmarke aufweisen, wie dies auch bei dem hier vorliegenden Fischbesteck der Fall ist. Bestecke dieser Punzierung stammen aus dem Besitz des französischen Botschafters Frankreichs Jean Herbette, der von 1924 bis 1931 der als erster Botschafter Frankreichs in Moskau ansässig war.