Orivit 925 Silber Kaffeekanne, Köln um 1900/05

Artikelnummer: 60198

Seltene Jugendstil Kaffeekanne,
Sterling Silber, Köln-Braunsfeld um 1900/1905,
HZ: Orivit

Der unterseitig  von glattpolierten, bogenförmigen Feldern untergliederte Korpus über ornamentale Faltenzüge in ein abstrahiertes Lebensbaum-Motiv übegehend, dessen Blätterwerk den Oberrand ziert. Die Schnaupe über einen dekorativen Steg mit dem Korpus verbunden, die stark gewinkelte und vegetabil profilierte Handhabe über Isolatoren aus Bein mit dem Korpus verbunden. Der Deckel der Dekoration der Ornamentik des Korpus folgend dessen Faltenzüge mit den Deckelknauf ein durchgehendes Ornament beschreibt. Unterseitig punziert mit dem Firmenzeichen von Orivit, dem Feingehalt sowie der Modellnummer #151.

Sehr elegante Jugendstil Kaffeekanne in Silber in ansprechender, authentischer Erhaltung – original ohne Monogramme und ohne Reparaturen. Das komplette Service hierzu zu finden im Besitz des Bröhan Museums, Berlin und abgebildet in: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (Hrsg.): Metallkunst der Moderne (Bestandskataloge des Bröhan-Museums VI), Berlin 2001. S. 255.

Länge: 22,8 cm, Breite: 11,9 cm, Höhe: 23 cm; 873,2 g

Der Aufstieg und Niedergang der Silberwarenfabrik Orivit

Orivit erlangte im ausgehenden 19. Jahrhundert Berühmtheit durch künstlerisch anspruchsvolle und sehr dekorative Arbeiten. Diese wurden in Zinn und Britanniametall hergestellt sowie – weitaus seltener – in Silber.
Im Jahre 1894 übernahm der Unternehmer Ferdinand Hubert Schmitz (1863 – 1939) die “Rheinische Bronce- und Metallwarenfabrik Johann Heinrich Welke” aus der 1898 die ORIVIT AG hervorging. Die qualitativ hochwertigen Arbeiten von Orivit wurden auf der Weltausstellung in Paris 1900 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch von der zeitgenössischen Kunstkritik wurden die Exponate mit großem Lob aufgenommen, was nicht zuletzt dem Auslandsgeschäft Aufschwung verlieh. Durch groß angelegte Investitionen in technische Neuerungen setzte Orivit anfänglich die Konkurrenzunternehmen wie WMF, Osiris und Kayserzinn in zunehmende Bedrängnis. Diese waren es aber auch die dazu führten, dass Orivit selbst in wirtschaftliche Schieflage geriet sodass das Unternehmen insolvent und 1905 von WMF aufgekauft wurde. Wenngleich Objekte in Silber von Orivit ohnehin schon in wesentlich kleinerer Stückzahl gefertigt worden sind, so ist die Produktion in Silber unmittelbar nach Übernahme durch WMF gänzlich eingestellt worden.
Die künstlerische Besonderheit der Arbeiten von Orivit liegen in der gekonnten Verbindung von belgischen und französischen Stiltendenzen des Art Nouveau mit denen des deutschen Jugendstils.