Artikelnummer: 57541
Jugendstil Teekanne #87,
Sterling Silber, Köln-Braunsfeld 1900 – 04,
HZ: Orivit
Auf kreisrunder Basis stehender, vierfach unterteilter Korpus. An den Längsseiten von abstrahiertem Baumast mit Blätterwerk geziert. Der Korpus in die profilierte Schulter übergehend und von vegetabilem Deckel mit floralem Knauf abgeschlossen. Rückseitig die dezent profilierte Handhabe mit Isolatoren aus Bein, vorderseitig die vegetabilde Schnaupe, die von Astwerk mit dem Korpus verbunden ist.
Hochelegante und seltene Arbeit des Jugendstils in Sterling Silber von solider Schwere, die eine deutliche Nähe zur Formensprache Henry van de Veldes zeigt. Sehr gute, unbeschädigte Erhaltung.
Vergleichbare Objekte in Zinn, Britannia Silber und Silber befinden sich unter anderem im Besitz des Bröhan Museums, Berlin und abgebildet in: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (Hrsg.): Metallkunst der Moderne (Bestandskataloge des Bröhan-Museums VI), Berlin 2001. S. 234 – 255.
Ein Kaffee Tee-Service mit Tablett von Orivit in Silber mit ähnelnder Ornamentik befindet sich auch in Besitz des des Rijksmuseums, Amsterdam (siehe hier).
Länge: 21,4 cm, Breite: 13,0 cm, Höhe (incl. Deckelknauf): 13,8 cm; Gewicht: 536,5 g
Der Aufstieg und Niedergang der Silberwarenfabrik Orivit
Orivit erlangte im ausgehenden 19. Jahrhundert Berühmtheit durch künstlerisch anspruchsvolle und sehr dekorative Arbeiten. Diese wurden in Zinn und Britanniametall hergestellt sowie – weitaus seltener – in Silber.
Im Jahre 1894 übernahm der Unternehmer Ferdinand Hubert Schmitz (1863 – 1939) die “Rheinische Bronce- und Metallwarenfabrik Johann Heinrich Welke” aus der 1898 die ORIVIT AG hervorging. Die qualitativ hochwertigen Arbeiten von Orivit wurden auf der Weltausstellung in Paris 1900 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch von der zeitgenössischen Kunstkritik wurden die Exponate mit großem Lob aufgenommen, was nicht zuletzt dem Auslandsgeschäft Aufschwung verlieh. Durch groß angelegte Investitionen in technische Neuerungen setzte Orivit anfänglich die Konkurrenzunternehmen wie WMF, Osiris und Kayserzinn in zunehmende Bedrängnis. Diese waren es aber auch die dazu führten, dass Orivit selbst in wirtschaftliche Schieflage geriet sodass das Unternehmen insolvent und 1905 von WMF aufgekauft wurde. Wenngleich Objekte in Silber von Orivit ohnehin schon in wesentlich kleinerer Stückzahl gefertigt worden sind, so ist die Produktion in Silber unmittelbar nach Übernahme durch WMF gänzlich eingestellt worden.
Die künstlerische Besonderheit der Arbeiten von Orivit liegen in der gekonnten Verbindung von belgischen und französischen Stiltendenzen des Art Nouveau mit denen des deutschen Jugendstils.