Wilfried Moll 925 Silber Teekanne, Hamburg 1979

Artikelnummer: 60187

Teekanne auf Rechaud,
Sterling Silber, Hamburg 1979,
MZ: Wilfried Moll

Im Querschnitt kreisrunde Grundform mit gewölbter Wandung und von Deckelknauf in gedrückter Kugelform abgeschlossen. Der Griff in Analogie zum Deckelknauf aus Grenadill-Holz gearbeitet.
Formvollendete Teekanne mit Rechaud in meisterhafter Umsetzung und exzellenter Erhaltung.

Teekanne:
Länge: 23,4 cm, Durchmesser: 12,5 cm, Höhe (Deckelknauf): 11,6 cm; 613,5 g
Volumen: 0,86 Ltr.

Rechaud:
Länge (zwischen den Trägern): 14,3 cm, Durchmesser (Deckplatte): 12,3 cm, Höhe: 4,9 cm; ges. 444,0 g

Wilfried Moll (Hamburg 1940 – 2020 Travemünde)

Als Silberschmied wie auch Designer war Wilfried Moll einer der einflussreichsten und wichtigsten Künstler Deutschlands der Nachkriegszeit. Da Wilfried Moll aufgrund seines Dänischen Großvaters zum nördlich gelegenen Nachbarland besondere Bezüge hatte, verbrachte er nach Abschluss seiner Goldschmiedelehre bei Walter Franke in Hamburg (1956 – 1959) seine Gesellenjahre in Kopenhagen. Im Anschluss wurde er Meisterschüler bei dem herausragenden Silberschmied Andreas Moritz an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Im Anschluss gründete er 1965 in Hamburg seine eigene Silberschmiede, die er mit seiner Frau Gerda als Gemeinschaftswerkstatt führte. Als aufstrebender Silberschmied rückt Wilfried Moll alsbald in den Fokus der Öffentlichkeit. Erste Prämierungen würdigen sein Œuvre wie der Justus Brinckmann-Preis (1971), Auszeichnungen der Handwerkskammer Hamburg (1973) und der Kulturbehörde Hamburg (1978) sowie der Design-plus-Preis (Frankfurt a. M. 1984). Die frühen 1980er Jahren bringen Wilfried Moll den fundamentalen Durchbruch indem die Flensburger Silberschmiedefabrik Robbe & Berking auf ihn aufmerksam wird. Robbe & Berking wird in den Folgejahren mit den von ihm entworfenen Besteckserien „Alta“ und „Riva“ sowie später den Besteckreihen „Sphinx“ und „Atlantic“ internationale Bedeutung erlangen. Es folgen Entwürfe für Silbergerät wie Kandelaber, Teekannen, Teeservices, Tabletts. Das Renommee Robbe & Berkings erstahlt durch Molls Entwürfe bis ins Luxussegment – etliche Gourmet-Restaurants decken Silberbesteck und Silberwaren nach seinen Entwürfen auf. Zeitgleich erhält Wilfried Moll die Einladung Lehrgänge in Kobe und Osaka (Japan) zu halten, eine Ehre die in einem Land das sich seine eigene kulturelle Identität derartig mit Bedacht bewahrt nur wenigen Westeuropäischen Künstlern zuvor zuteil wurde. Weitere Preise und Auszeichnungen folgten, unter anderem der Bayrische Staatspreis (1987) sowie die Auszeichnung „Jahres Besteck“ der Niederlande (1991). Auch in Dänemark wird er als korrespondierendes Mitglied in der Gemeinschaft der Silberschmiede und Designer geschätzt und ihm 2003 als einer der wenigen Nicht-Dänen der Karl Gustav Hansen-Preis verliehen. Heute verwahren unter anderem folgende Museen Arbeiten von Wilfried Moll: Museum für Kunst und Gewerbe (Hamburg), Kunstgewerbemuseum (Berlin), Germanisches Nationalmuseum (Nürnberg), Koldinghus (Kolding/Dänemark), Victoria & Albert Museum London (Großbritannien) und The Museum of Modern Art, MoMA (New York).

Die künstlerische Besonderheit der Silberwaren Wilfried Molls

Das Silbergerät Wilfried Molls ist die nahezu perfekte Symbiose von äußerster Reduktion auf die vollkommene Form bar jedes ornamentalen Zierrats. Gleichwohl schaffte er es wie nur wenige Designer die enthaltsame Formgebung den ergonomischen Anforderungen der Praktikabilität unterzuordnen und zu perfektionieren ohne dass seine Arbeiten steril wirkten. Unter dem Silberschmied Andreas Moritz verfeinerte er sein Können zu höchster Präzision in der handwerklichen Umsetzung. Dabei umging er es gekonnt die asketische Strenge in der Form zu adaptieren die den Silberarbeiten von Andreas Moritz manchmal innewohnt. Künstlerische Gültigkeit hatte das Werk der Silberschmiede Wolfgang Tümpel und Karl-Gustav Hansen, mit denen ihn eine langjährige Freundschaft verband, sowie die Werke von Georg Jensen und Kai Bojesen. Von weiterer Bedeutung für das Silberschaffen Wilfried Molls waren die auf stereometrische Grundelemente – Quader, Kugel, Kegel – reduzierten Arbeiten des Bauhauses und nicht zuletzt die Arbeiten japanischer Silberschmiede deren Werke er auf seinen Lehrgängen kennenlernte.