Orivit Sterling Silber Kaffee Tee-Service auf Tablett

Artikelnummer: 58355

Bedeutendes Jugendstil Kaffee Tee-Service auf Tablett,
Sterling Silber und 800er Silber, Köln-Braunsfeld um 1900/1905,
HZ: Orivit

Auf quaderförmigem Tablett mit gebogenen Längskanten stehend, an den Schmalseiten die mittig durch einen Steg unterteilten Handhaben, welche über zwei gebuckelte Ornamente in die Wandung übergehen und von abstrahiertem Ast- und Blütenfries geziert werden.
Der mehrpassig unterteilte Korpus oberseitig von umgehendem, analogen Fries geziert und schauseitig von glattpolierten, bogenförmigen Feldern untergliedert. Die Schnaupen der Tee- und Kaffeekanne über einen dekorativen Steg mit dem Korpus verbunden, die stark gewinkelten und vegetabil profilierten Handhaben bei Kaffee- und Teekanne über Isolatoren aus Bein mit dem Korpus verbunden. Die Deckel in der Dekoration der Ornamentik der Schauseiten folgend deren Faltenzüge mit den Deckelknäufen ein durchgehendes Ornament beschreiben. Die originale Vergoldung der Zuckerdose sehr gut erhalten, die Vergoldung der Milchkanne nur im unteren Drittel.
Das vorliegende Kaffee Tee-Service kam in dieser Form (mit dem Tablett aus 800er Silber und dem Kaffee Tee-Service in Sterling Silber) als Hochzeitsgeschenk der Urgroßeltern in Besitz des letzten Eigentümers und wurde seinerzeit direkt in Köln erworben. Die einzelnen Teile des Services weisen folgende Modellnummern auf: Teekanne (#152), Kaffeekanne (#151), Milchkanne (#153), Zuckerdose (#154), Tablett (#155).

Seltenes, äußerst formschönes Kaffee Tee-Service in Silber von sehr guter, authentischer Erhaltung – original ohne Monogramme und ohne Reparaturen. Ein Gegenstück zu finden im Besitz des Bröhan Museums, Berlin und abgebildet in: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (Hrsg.): Metallkunst der Moderne (Bestandskataloge des Bröhan-Museums VI), Berlin 2001. S. 255.
Als weitere Besonderheit des vorliegenden Teeservices findet es sich unter anderem auch in der zeitgenössischen Literatur abgebildet findet, dort ohne Zuckerdose und Tablett in: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein, Ausg. 8, 1904. S. 592 (die digitalisierte Ausgabe hier zu finden).
Ein weiteres Kaffee Tee-Service mit Tablett von Orivit in Silber mit ähnlicher Ornamentik befindet sich auch in Besitz des des Rijksmuseums, Amsterdam.

Tablett:
Länge: 48 cm, Breite: 29 cm; 1.110,6 g

Teekanne:
Länge: 22 cm, Breite: 13,6 cm, Höhe: 14,6 cm; 548,9 g

Kaffeekanne:
Länge: 22,8 cm, Breite: 11,9 cm, Höhe: 23 cm; 873,2 g

Milchkanne:
Höhe (Griffoberkante):13,2 cm; 226,2 g

Zuckerdose:
Länge (Griff bis Griff): 16 cm, Breite: 9,6 cm, Höhe (Griff): 9,2 cm; 295,9 g

Der Aufstieg und Niedergang der Silberwarenfabrik Orivit

Orivit erlangte im ausgehenden 19. Jahrhundert Berühmtheit durch künstlerisch anspruchsvolle und sehr dekorative Arbeiten. Diese wurden in Zinn und Britanniametall hergestellt sowie – weitaus seltener – in Silber.
Im Jahre 1894 übernahm der Unternehmer Ferdinand Hubert Schmitz (1863 – 1939) die “Rheinische Bronce- und Metallwarenfabrik Johann Heinrich Welke” aus der 1898 die ORIVIT AG hervorging. Die qualitativ hochwertigen Arbeiten von Orivit wurden auf der Weltausstellung in Paris 1900 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch von der zeitgenössischen Kunstkritik wurden die Exponate mit großem Lob aufgenommen, was nicht zuletzt dem Auslandsgeschäft Aufschwung verlieh. Durch groß angelegte Investitionen in technische Neuerungen setzte Orivit anfänglich die Konkurrenzunternehmen wie WMF, Osiris und Kayserzinn in zunehmende Bedrängnis. Diese waren es aber auch die dazu führten, dass Orivit selbst in wirtschaftliche Schieflage geriet sodass das Unternehmen insolvent und 1905 von WMF aufgekauft wurde. Wenngleich Objekte in Silber von Orivit ohnehin schon in wesentlich kleinerer Stückzahl gefertigt worden sind, so ist die Produktion in Silber unmittelbar nach Übernahme durch WMF gänzlich eingestellt worden.
Die künstlerische Besonderheit der Arbeiten von Orivit liegen in der gekonnten Verbindung von belgischen und französischen Stiltendenzen des Art Nouveau mit denen des deutschen Jugendstils.