Artikelnummer: 59025
Mokume-gane Teedose,
Silber, Kupfer, Shakudo, Shibuichi, Kuromido,
Okayama 2021, MZ: Ryuhei Sako
Die im Querschnitt kreisrunde Wandung, von konzentrischen, geschrägten Rippen geziert. Oberseitig von etwas überstehendem Deckel mit zentralen Griffstück abgeschlossen.
Hochelegante, meisterhaft gearbeitete Teedose von einem der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Japans für Objekte in Mokume-gane und Silber.
Höhe (incl. Deckelknauf): 10,5 cm, Durchmesser (breiteste Stelle): 7,5 cm
Bei der Herstellung dieser Teedose kamen neben Feinsilber (999er Silber) auch reines Kupfer, sowie die traditionellen Metalllegierungen Shakudo, Kuromido und Shibuichi zur Verwendung. Die Dose wurde aus einem Stückgeschmiedet, sodass sich das Muster auch üner den Boden erstreckt. Das Innere ist aus Feinsilber gearbeitet, ebenso auch der Deckel. Der Deckelknauf wurde in 950er Silber hergestellt. Shakudo ist eine Legierung aus Kupfer mit einem Zusatz von 1 bis 5 % Gold. Bei Kuromido handelt es sich um nicht-raffiniertes Kupfer im Fundzustand, welches in Spuren unter anderem Antimon oder Eisen enthalten kann. Kupfer wurde in Japan in dieser Form über Jahrhunderte hinweg verarbeitet, da die technischen Möglichkeiten zur chemischen Reinigung des Metalls nicht gegeben waren. Bei Shibuichi handelt es sich um eine Legierung aus Silber und Kupfer. Die äußere Oberfläche ist mittels einer traditionellen japanischen Patinationstechnik namens Niiro gefärbt. Diese verleiht den unterschiedlichen Metalllegierungen eine zusätzliche Lebendigkeit indem sie den Kontrast erhöht. Bei diesem Verfahren färbt sich das Kupfer in ein rötliches Braun, Kuromido bekommt ein dunkles Schwarz. Das ebenfalls schwarze Shakudo erhält einen Blaustich und Shibuichi einen matten Grauton, dessen Farbe abhängig vom Mischungsverhältnis von Silber zu Kupfer unterschiedlich ausfallen kann. Gold und Silber bleiben in ihrer Farbigkeit unverändert.
Die historische Entwicklung von Mokume-gane
Mokume-gane ist eine traditionelle, japanische Schmiedetechnik, die sich in der frühen Edo-Periode (beginnendes 17. Jahrhundert) entwickelte. Die sehr aufwändige Technik entstand in Japan als Folge des begrenzten Edelmetallvorkommens. Mokume-gane wurde anfänglich als dekoratives Element an Schwertern der Samurai verwendet. Mit dem Aussterben der Samurai und der einhergehenden Befriedung der Bevölkerung durch Entwaffnung waren die Schmiede gezwungen sich neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen.
Die Herstellung von Mokume-gane
Mokume-gane bedeutet wörtlich übersetzt „Holzaugen-Metall“, was sich auf das an Holzmaserung erinnernde Erscheinungsbild des fertig geschmiedeten Metalls bezieht. Mokume-gane gehört neben Itame-gane und Masame-gane zu den Schichttechniken, etwa vergleichbar dem Damaszener-Stahl. Dabei werden eine Vielzahl unterschiedlicher, dünner Metallschichten aufeinander gelegt und miteinander durch mehrfaches Glühen und anschließendes Hämmern zu einem Block verbunden. Itame-gane zeigt ein ringförmiges Erscheinungsbild während bei Masame-gane die Metalle ein paralleles Muster ergeben. Bei Mokume-gane wird die Oberfläche des fertigen Schichtblocks durch gravieren und anbohren angerissen. Der Block wird danach durch Hammerschläge unter regelmäßigem Aufglühen zu einer dünnen Platte auseinandergetrieben. Die zuvor angebrachten Gravuren und Bohrlöcher werden dabei auseinandergezogen bis diese mit der umliegenden Oberfläche auf ein Niveau kommen. Die Herstellungstechnik ist hochkomplex und wird nur von sehr wenigen Spezialisten beherrscht. Eine der Hauptschwierigkeiten liegt darin die exakte Temperatur und die richtige Zeitspanne für die Erhitzung des Schichtblocks zu erreichen, da die Metalle bis kurz vor ihren Schmelzpunkt erhitzt werden müssen um sich miteinander zu verbinden. Die divergierenden Schmelzpunkte der verwendeten Metalle stellen bei diesem Arbeitsgang die größte Herausforderung dar. Auch erfordert das anschließende Hämmern des Schichtblocks langjährige Erfahrung wie auch ein hohes Maß an handwerklichem Geschick und Materialgefühl um ein Reißen des immer dünner werdenden Metalls zu verhindern. Die fertiggestellte Metallplatte kann anschließend zur Ausformung des Objekts weiterverarbeitet werden.
Der Silberschmiede-Künstler Ryuhei Sako
Ryuhei Sako wurde 1976 in Okayama, Hauptstadt der Verwaltung Okayama, in Südjapan geboren. Eine Sonderausstellung die das Œuvre von Norio Tamagawa präsentierte, weckte als Student sein Interesse an der Technik des Mokume-gane. Erst in seinem dritten Lehrjahr an der Universität begann sich der Künstler auf Metallbearbeitung zu spezialisieren. 1999 schloss der sein Studium an der Faculty of Art der Hiroshima City University mit dem Bachelor ab, dem ein Studium an der Graduate School of Art der Hiroshima City University folgte. Das Studium beschloss er 2002 mit dem Master-Abschluss und gründete 2003 seine Werkstatt in Tamano City, Präfektur Okayama. 2005 verlegte er seine Werkstatt nach Okayama City, wo er bis heute ansässig ist. Ryuhei Sako ist seit 2004 Mitglied im Verband der Japan Art Crafts Association.
Während seines Studiums festigte sich der Wunsch des Künstlers, sich auf die höchst anspruchsvolle Technik des Mokume-gane zu spezialisieren. Da es zu dieser Zeit hierfür keine geeigneten Lehrmeister gab, musste Ryuhei Sako auf zum Teil historische Schriften und Nachschlagewerke zurückgreifen. Nach Eröffnung seiner eigenen Werkstatt 2003 begann für den Künstler der eigentliche Lernprozess der Technik der über zehn Jahre dauern sollte.
Heute gehört Ryuhei Sako zu den wenigen Silberschmiedekünstlern weltweit, die eine herausragende Meisterschaft auf dem Gebiet des Mokume-gane errungen haben. Er verbindet in seinen Objekten sowohl in technischer als auch künstlerischer Hinsicht jahrhundertalte Traditionen mit dem 21. Jahrhundert. Seine Formensprache fußt auf traditionellen japanischen Gefäßformen und interpretiert diese neu. Auch hat er die Mokume-gane Technik durch seine Forschungen auf diesem Gebiet entscheidend weiterentwickelt. Als Autodidakt hat Ryuhei Sako in jahrelangen Experimenten die farblichen Nuancen erforscht, die sich durch die unterschiedlichen Mischungsverhältnisse der Legierungsmetalle bei der Herstellung von Shakudo und Shibuichi ergeben.
Angesichts seiner überragenden künstlerischen Leistung überrascht es wenig, dass sein Werk von etlichen Preisen ausgezeichnet wurde. Seine Objekte befinden sich unter anderem im Victoria & Albert Museum, London, dem Ashmolean Museum of Art and Archaeology, Oxford sowie dem Metropolitan Museum of Art, New York.