Silber Vase „Efeu gebuckelt“ Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte, Wien 1909-11

Artikelnummer: 60125

Vase „Kleeblatt gebuckelt“,
900er Silber, Wien 1909-11,
Entwurf: Josef Hoffmann, Ausführung: Wiener Werkstätte

Die auf ebener Basis stehende, im Querschnitt annähernd quadratische Vase allseitig durch abstrahierten, dezent gewölbten Efeu-Dekor in Quadratfeldern geziert. Die in die Höhe strebende, schlanke Form oberseitig von entsprechend gearbeitetem Griff weitergeführt. Die Wandung den wahrscheinlich originalen, farblosen Glaseinsatz umfassend.
Eine der ikonischen Entwürfe Josef Hoffmanns für die Wiener Werkstätte, die selbst heute noch außergwöhnlich modern wirken. Das MAK, Wien besitzt zu dieser Arbeit eine zeitgenössische Fotografie aus dem Nachlass der Wiener Werkstätte (siehe hier).

Höhe: 26,3 cm, Breite (Basis): 4,1 cm, Tiefe (Basis): 4,2 cm; 161,7 g (ohne Glaseinsatz)

Unterseitig ist das Objekt mit den folgenden Punzierungen versehen: WIENER WERKSTÄTTE, AUSTRIA, sowie dem Künstlermonogramm „JH“ für Josef Hoffmann, der Meistermarke „FK“ des ausführenden Silberschmieds, der Rosenmarke sowie „WW“ für die Wiener Werkstätte und der Österreichischen Amtspunze für 900er Silber, die für den Zeitraum 1872–1922 in Gebrauch war. Die übrigen Punzierungen sind Vertreibermarken eines nordamerikanischen Juweliergeschäfts und zeigen dass das vorliegende Objekt in die Vereinigten Staaten exportiert wurde.
Unter der Nummer S 1400 wurde die Vase im Modellbuch der Wiener Werkstätte am 9.8.1909 erstmals eingetragen und bis zum 24.6.1911 hergestellt. Der Eintrag nennt Josef Hoffmann als Entwerfer und enthält eine Skizze samt Angaben zum Material- und Arbeitsaufwand sowie die Preiskalkulation.
Die Punzen bestätigen neben dem Entwerfer (Monogramm JH im Quadrat) die Entstehungszeit (die Wortmarke WIENER WERKSTÄTTE war ab 1909/10 in Gebrauch), während der Goldschmied FK im Kreis unbekannt ist.

Wir danken Frau Dr. Anne-Katrin Rossberg (MAK – Museum der angewandten Kunst, Wien. Kustodin für Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv) für die Bestätigung der Echtheit dieser Arbeit.
Das MAK verwahrt den Nachlass der Wiener Werkstätte und besitzt neben ausgeführten Arbeiten und zeitgenössischen Fotografien auch einen Großteil ihrer Entwurfszeichnungen.

Josef Hoffmann und Silber der Wiener Werkstätte

Josef Hoffmann (Pirnitz, 1870 – Wien, 1956) war als Architekt und Designer ein höchst universeller und produktiver Künstler, der in seiner kunstgeschichtlichen Relevanz nur mit Größen wie Henry van de Velde zu vergleichen ist. Josef Hoffmann war Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule (heute: Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie) sowie Gründungsmitglied der Wiener Secession und später der Wiener Werkstätte.
Die Wiener Werkstätte war als Unternehmen ein Zusammenschluss bildender Künstler und wurde 1903 von Josef Hoffmann, Koloman Moser und dem Financier Fritz Waerndorfer gegründet. Ziel des Unternehmens war, die Kunst in den Alltag der Bevölkerung zu integrieren. Aus diesem Grund widmete sich die Wiener Werkstätte im Sinne des Gesamtkunstwerks dem Entwurf und der Herstellung einer umfassenden Bandbreite von Gebrauchs- und Einrichtungsgegenständen. Das Repertoire umfasste Waren wie Besteck, Schalen und Tabletts, Teeservices, Glas und Porzellan, Stoffe, Tapeten, Vorhänge, Möbel bis hin zu Schmuck und Kinderspielzeug. Charakteristisch für die Kreationen der Wiener Werkstätte waren stets eine hochwertige handwerkliche Umsetzung, ihre außergewöhnliche Ästhetik und Individualität. Dabei wurde in der Herstellung auf Messing, versilbertes Metall und Silber zurückgegriffen. Arbeiten der Wiener Werkstätte in Silber sind seltener anzutreffen, da diese schon zur damaligen Zeit hochpreisig waren. Das Unternehmen brach mit dem kontemporären ornamentalen Jugendstil und brachte bahnbrechend moderne Entwürfe hervor – weit bevor die Begrifflichkeit des Designs aufkam.
Mit seinen künstlerisch wie qualitativ anspruchsvollen Produkten hatte das Unternehmen zeitweise einen derartigen Erfolg, dass es Verkaufsgeschäfte in New York, Zürich und Berlin betrieb und so die „Wiener Werkstätte“ zu einer Marke internationaler Geltung machte. Mit der wirtschaftlichen Krise der Zwischenkriegszeit und der zunehmenden Verarmung der Mittelschicht, geriet auch die Wiener Werkstätte in wirtschaftliche Schwierigkeiten die 1932 in ihren Konkurs mündeten.

Josef Hoffmann war neben Koloman Moser und Dagobert Peche der wichtigste Entwerfer der Wiener Werkstätte und brachte eine beeindruckende Zahl an unterschiedlichen und zum Teil äußerst raffinierten Entwürfen hervor. Das „Efeu gebuckelt“ gehört zu den frühen Dekoren der Wiener Werkstätte.