Kerzenhalter, 800 Silber, Otto Prutscher, Wien um 1925

Artikelnummer: 59084

Moderner Kerzenhalter,
800er Silber, Wien um 1925,
Entwurf: Otto Prutscher

Der Korpus sich aus drei aneinandergefügten Kuben konstituierend. Punziert „ENTW. PROF OTTO PRUTSCHER“ sowie mit der Vertreibermarke von Moritz Oesterreicher, Wien, dem Signet der ausführenden Silberschmiedewerkstatt „M&C“ und Tukan (mit W für Wien, 4 für Silber des Feingehalts 800/1000).
Auch für heutige Maßstäbe außerordentlich modern wirkende Arbeit in der für Otto Prutscher charakteristischen strengen Schlichtheit.

Länge: 14,0 cm, Breite: 13,7 cm, Höhe: 5,1 cm; 350,3 g

Otto Prutscher – Entwerfer, Erbauer, Entwickler der Wiener Moderne

Otto Prutscher (1880 – 1949) war neben Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche der vielseitigste Entwerfer der Wiener Moderne.
Zeit seiner Ausbildung war Prutscher darauf bedacht, seine Kenntnisse um Materialität in der Praxis stetig auszubauen. 1897 begann er sein Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule und nutzte seine vorlesungsfreie Zeit um sich im Zimmereigewerbe sowie als Maurer weiterzubilden und in der väterlichen Schreinerei seine Erfahrungen im Möbelbau zu sammeln.  Von seinen Lehrern an der Kunstgewerbeschule sollten der Maler Franz Matsch und der Architekt Josef Hoffmann den größten Einfluss auf Prutschers künstlerischen Werdegang haben.
Otto Prutscher war von vergleichbar überbordender Vielseitigkeit und Ideenreichtum wie Josef Hoffmann. Sein breitfacettiertes Gesamtwerk umfasst Architekturentwürfe und ausgeführte Bauwerke für Privatiers und die Öffentlichkeit, Einzelmöbel und komplette Einrichtungen bis hin zu einer Vielzahl von Gebrauchsgegenständen aus Glas oder Silber. Wie Josef Hoffmann war er leidenschaftlicher Verfechter des Gesamtkunstwerks: künstlerisch entworfene Gebrauchsgegenstände die Ästhetik verbunden mit Praktikabilität den Menschen die Kunst im Alltag erlebbar machen soll. Neben Hoffmann gilt Prutscher daher als der bedeutendste Vertreter einer Bewegung welche heute unter dem Begriff der Wiener Moderne subsumiert wird.
Otto Prutscher war Mitglied aller wichtigen künstlerischen Institutionen – angefangen von der Secession über die Wiener Werkstätte bis hin zum Deutschen Werkbund.  Lehrend war er ab 1909 an der k. u k. Kunstgewerbeschule in Wien tätig bis die negativen Einflüsse des Nationalsozialismus auch den österreichischen Kunstbetrieb erfassten: Otto Prutscher musste 1939 aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Ehefrau seine Ämter abgeben.

Otto Prutschers Entwürfe wurden von etlichen wichtigen Unternehmen umgesetzt, von denen im Bereich von Tafelsilber und Silberwaren die Wiener Werkstätte, Klinkosch und Alexander Sturm als die wichtigsten zu nennen wären.