Erna Zarges-Dürr Art Déco Silber Deckeldose, Stuttgart um 1936

Artikelnummer: 58002

Bedeutende Art Déco Deckeldose,
835er Silber, Stuttgart um 1936,
MZ: Erna Zarges-Dürr

Die vollflächig martellierte Kastenform an ihren beiden Schmalseiten sowie am Deckelverschluss dezent gewölbt. Das silhouettiert gesägte Scharnier rückseitig aufgelötet, das vorderseitige Griffstück geschweift gearbeitet. Unterseitig punziert mit Meisterzeichen und Feingehalt. Das Meisterzeichen partiell durch den Gebrauch der Dose berieben aber als Meisterzeichen von Erna Zarges-Dürr zweifelsfrei erkennbar.
Vermutlich nicht für den Handel hergestellt. Sehr seltene Deckeldose aus der Hand einer der bedeutendsten deutschen Silberschmiedinnen des Art Déco.

Länge: 10,8 cm, Breite: 8,0 cm, Höhe (Mitte): 5,6 cm; 235,9 g

Die Silberschmiedin Erna Zarges-Dürr (Heilbronn 1907 – Murnau 2002)

Neben Emmy Roth und Paula Straus ist Erna Zarges-Dürr als wichtige deutsche Silberschmiedin der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu betrachten.
In zahlreichen international beachteten Wettbewerben sowie etlichen Ausstellungen präsentierte Erna Zarges-Dürr ihre Silberarbeiten, so unter anderem zusammen mit Paula Straus auf der Weltausstellung in Barcelona 1929 mit ihren Entwürfen die von Bruckmann & Söhne realisiert wurden. Zeitweise war sie auch in der Silberschmiede von Ernst Treusch, Leipzig und H.J.Wilm, Berlin tätig. Beide Werkstätten waren wichtige Aktanten für das progressive Silberschaffen des deutschen Art Déco und erlangten aufgrund ihrer fortschrittlichen Silberschmiedewaren hohe Bekanntheit. 1932 erlangt sie die Meisterwürde und entschließt sich zur  Selbstständigkeit. Im Zuge der späten 30er Jahre konzentriert sie sich auf die Kreation von Schmuck, der in ihrem Schaffen immer schon eine wichtige Rolle spielt und reüssiert auch hier auf nationaler wie internationaler Ebene bis nach dem Zweiten Weltkrieg hinaus.

Bei einer sehr geringfügigen Zahl von Stücken kann die Urheberschaft von Erna Zarges-Dürr eindeutig zugewiesen werden, da viele der von ihr entworfenen Objekte von Bruckmann & Söhne sowie den erwähnten Werkstätten Treusch oder Wilm ausgeführt wurden und somit allein deren Herstellersignet tragen. Die vorliegende Deckeldose ist eines der sehr wenigen Objekte, welches allein ihr Meisterzeichen aufweist. Da die obligatorischen Garantiezeichen von Halbmond und Krone als Garantiepunzierungen für die Einhaltung des vorgechriebenen Silberfeingehalts fehlen, ist anzunehmen dass die vorliegende Deckeldose entweder eine Auftragsarbeit aus dem näheren Umfeld von Erna Zarges-Dürr darstellt oder sie das Objekt für den Eigengebrauch hergestellt hat. Bezeichnenderweise befinden sich ihre Stücke neben wenigen Privatsammlungen hauptsächlich im Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, dem Bröhan Museum, Berlin sowie im Badischen Landesmuseum, Karlsruhe.

Zu Leben und Werk von Erna Zarges-Dürr siehe: Harald Siebenmorgen (Hrsg.): „Frauensilber – Paula Straus, Emmy Roth & Co. Silberschmiedinnen der Bauhauszeit“, Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Sonderausstellung des Badischen Landesmuseums, Karlsruhe 2011. S. 175 – 182.