Artikelnummer: 59004
Moderne Tischvase,
835er Silber, Nordeck um 1950,
MZ: Gotthold Schönwandt
Auf ebener Basis stehender, unterseitig gewölbter Korpus mit geometrischem Gravurdekor der in den schlanken und sich zum Rand hin verjüngenden Hals übergeht. Die Oberfläche vollflächig dezent martelliert, hervorragende Erhaltung.
Ausgefallene, kleine Tischvase des mid-century in Silber von einem der bekanntesten deutschen Silberschmiede der Nachkriegszeit.
Höhe: 12,3 cm; 84,6 g
Die Silberschmiede Walter und Gotthold Schönwandt
1927 richtete der Ingenieur und Silberschmied Walter Schönwandt (1891 – 1942) in Nordeck auf der dortigen Burg eine Werkstatt ein, in der er auch Schüler unterrichtete. Schon sehr bald gewannen die Silberwaren – meist Kirchensilber – aus der Werkstatt von Walter Schönwandt Bekanntheit für ihre hohe handwerkliche Raffinesse und Gefälligkeit. Die Anzahl der Angestellten nahm im Laufe der Zeit kontinuierlich zu und es wurde 1938 ein Umzug in neue Räumlichkeiten notwendig. 1942 fiel Walter Schönwandt als Soldat in Südfrankreich.
Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1945, übernahm sein Sohn Gotthold Schönwandt (1921 – 1976) das väterliche Erbe und führte die Werkstatt weiter. Im Alter von 15 Jahren hatte Gotthold Schönwandt zuvor seine Gesellenprüfung in der Silberschmiede seines Vaters abgelegt. Das hohe Prestige das mit den Objekten der Silberschmiede Schönwandt verbunden war, beinhaltete aber auch die Verpflichtung den hohen Anspruch in der Fertigung weiterzuführen. Die Tatsache dass nach dem Zweiten Weltkrieg etliche Kirchen neu errichtet wurden, bot Gotthold Schönwandt eine einbringliche Auftragslage. Die Werkstatt konnte an die große Ära des Vaters erfolgreich anschließen, nicht zuletzt auch indem in der Fertigung neue und bislang artfremde Materialien wie Edelstahl und Kunststoff neben Silber und Gold herangezogen wurden. 1956 musste die Werkstatt um einen Anbau erweitert werden. Gotthold Schönwandt erfuhr im Laufe der Jahre eine zunehmende internationale Bekanntschaft als Silberschmied. Kontinuierliche Zuschläge für neue öffentliche Auftragsarbeiten, auch außerhalb des sakralen Bereichs folgten. Aufträge für Kirchensilber schlossen sich sogar aus Afrika und dem asiatischen Raum an. Im Alter von 56 Jahren jedoch verstarb Gotthold Schönwandt an den Folgen eines Herzinfarkts.
Seiner Witwe gelang es zusammen mit der Hilfe des angestellten Silberschmiedemeisters Josef Hubka die Werkstatt über einige Zeit weiterzuführen. Inzwischen ist die Silberschmiede erloschen.