Orivit Sterling Silber Untersetzer 185, Köln um 1900

Artikelnummer: 59101

Seltener Jugendstil Flaschenhalter #185,
Sterling Silber, Köln-Braunsfeld um 1900,
HZ: Orivit

Vierpassige, im Querschnitt runde Schale auf flacher Basis. Der Rand oberseitig dezent gewellt und zur Basis hin sich verengend. Schauseitig die Gravur einer Freiherrenkrone und Monogrammbuchstabe „H“. Das Innere mit originaler Vergoldung, diese mit geringfügigen Gebrauchsspuren.
Äußerst seltener Sterling Silber Flaschenuntersetzer des Jugendstils in guter, authentischer Erhaltung. Laut dem Kalkulationsbuch von Orivit hätte der vorliegende Flaschenhalter später in größerer Stückzahl hergestellt werden sollen, wozu es aber nicht mehr kam. Für die Seltenheit des Objekts spricht auch die Tatsache, dass es in der allgemein zugänglichen Literatur nicht zu finden ist.

Durchmesser (breiteste Stelle): 11,4 cm, Höhe: 5,4 cm; 205,4 g

Vergleichbare Objekte von Orivit in Zinn, Britannia Silber und Silber befinden sich unter anderem im Besitz des Bröhan Museums, Berlin und sind abgebildet in: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (Hrsg.): Metallkunst der Moderne (Bestandskataloge des Bröhan-Museums VI), Berlin 2001. S. 234 – 255.
Ein Kaffee Tee-Service mit Tablett von Orivit in Silber befindet sich auch in den Sammlungen des Rijksmuseums, Amsterdam.

Der Aufstieg und Niedergang der Silberwarenfabrik Orivit

Orivit erlangte im ausgehenden 19. Jahrhundert Berühmtheit durch qualitativ anspruchsvolle und formvollendete Arbeiten im Jugendstil. Diese wurden in Zinn und Britanniametall hergestellt, weitaus seltener in Silber.
1894 übernahm der Unternehmer Ferdinand Hubert Schmitz (1863 – 1939) die “Rheinische Bronce- und Metallwarenfabrik Johann Heinrich Welke” aus der 1898 die ORIVIT AG hervorging. Die Arbeiten von Orivit wurden auf der Weltausstellung in Paris 1900 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch von der zeitgenössischen Kunstkritik wurden die Exponate mit großem Lob aufgenommen, was nicht zuletzt dem Auslandsgeschäft einen deutlichen Aufschwung verlieh. Die zunehmende Reputation sowie massive Investitionen in technische Neuerungen setzten Konkurrenzunternehmen wie WMF, Osiris und Kayserzinn zunehmend unter Druck. Die Folgen der übermäßigen Ausgaben brachten Orivit jedoch selber in wirtschaftliche Schieflage. Nachdem Kredite zur Überbrückung nicht bewilligt wurden, geriet das Unternehmen in Insolvenz und wurde 1905 von WMF aufgekauft. Wurden Silberwaren ohnehin nur in kleiner Auflage hergestellt, so ist die Produktion in Silber direkt nach der Übernahme durch WMF gänzlich eingestellt worden.
Obgleich Orivit nur sieben Jahr existierte, hat das Unternehmen mit seinen Objekten den deutschen Jugendstil maßgeblich bereichert. Ihre künstlerische Sonderstellung liegt in der souveränen Verbindung von belgischen und französischen Stiltendenzen des Art Nouveau mit denen des deutschen Jugendstils.