Artikelnummer: 58371
Jugendstil Vase #81,
Sterling Silber, Köln-Braunsfeld um 1900,
HZ: Orivit
Auf flachem Tellerfuß stehende, sich zum Oberrand hin weitende Wandung die von Vertikalfalten, ornamental gewölbten Partien und reliefiertem Blätterwerk in Form von Granatapfelzweigen geziert wird. Hochelegante Arbeit des Jugendstils in Sterling Silber, die eine deutliche Nähe zur Formensprache Henry van de Veldes zeigt. Sehr gute, unbeschädigte Erhaltung.
Höhe: 24,3 cm, Durchmesser (Oberrand): 10 cm, (Fuß): 8,7 cm; 506,2 cm
Vergleichbare Objekte von Orivit in Zinn, Britannia Silber und Silber befinden sich unter anderem im Besitz des Bröhan Museums, Berlin und sind abgebildet in: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (Hrsg.): Metallkunst der Moderne (Bestandskataloge des Bröhan-Museums VI), Berlin 2001. S. 234 – 255.
Ein stilistisch vergleichbares Kaffee Tee-Service mit Tablett von Orivit in Silber befindet sich auch in Besitz des des Rijksmuseums, Amsterdam (siehe hier).
Der Aufstieg und Niedergang der Silberwarenfabrik Orivit
Orivit erlangte im ausgehenden 19. Jahrhundert Berühmtheit durch künstlerisch anspruchsvolle und sehr dekorative Arbeiten. Diese wurden in Zinn und Britanniametall hergestellt sowie – weitaus seltener – in Silber.
Im Jahre 1894 übernahm der Unternehmer Ferdinand Hubert Schmitz (1863 – 1939) die “Rheinische Bronce- und Metallwarenfabrik Johann Heinrich Welke” aus der 1898 die ORIVIT AG hervorging. Die qualitativ hochwertigen Arbeiten von Orivit wurden auf der Weltausstellung in Paris 1900 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch von der zeitgenössischen Kunstkritik wurden die Exponate mit großem Lob aufgenommen, was nicht zuletzt dem Auslandsgeschäft Aufschwung verlieh. Durch groß angelegte Investitionen in technische Neuerungen setzte Orivit anfänglich die Konkurrenzunternehmen wie WMF, Osiris und Kayserzinn in zunehmende Bedrängnis. Diese waren es aber auch die dazu führten, dass Orivit selbst in wirtschaftliche Schieflage geriet sodass das Unternehmen insolvent und 1905 von WMF aufgekauft wurde. Wenngleich Objekte in Silber von Orivit ohnehin schon in wesentlich kleinerer Stückzahl gefertigt worden sind, so ist die Produktion in Silber unmittelbar nach Übernahme durch WMF gänzlich eingestellt worden.
Die künstlerische Besonderheit der Arbeiten von Orivit liegen in der gekonnten Verbindung von belgischen und französischen Stiltendenzen des Art Nouveau mit denen des deutschen Jugendstils.