Artikelnummer: 59070
Seltene Art Déco Kokaindose mit Löffel,
800er Silber, Pforzheim um 1920,
HZ: Louis Kuppenheim
Die mittig zu öffnende Dose mit integriertem inneren Deckel, welche eine Halterung für den Löffel aufweist. Darunter ein separates Fach für die Substanz selbst.
Die Wandung gerundet, wohl um auf diese Weise auch einfacher an letzte Reste mit dem Löffel zu gelangen, und innenvergoldet. Innen punziert mit Feingehalt und Firmenzeichen, der Löffel nicht punziert. Beide weisen ferner die Wiener Importpunze für ausländische Silberwaren auf, welche ab 1902 in Gebrauch war.
Sehr seltenes und kulturhistorisch interessantes Objekt in authentischer Erhaltung, welches geradezu sinnbildhaft für die hedonistische, wohlhabende Oberschicht der „Goldenen Zwanziger Jahre“ steht. Partielle Bereibungen der Vergoldung des Löffels und des Deckels um die Löffelhalterung zeigen dass das Objekt tatsächlich in regem Gebrauch gewesen war. Insbesondere in Silber sind Kokaindosen aus dieser Zeit außerordentlich selten, ein Glücksfall auch dass selbst der originale Löffel hier erhalten ist. Mit dem Verbot des Konsums von Kokain in der Spätzeit der Weimarer Republik, wurden auch derartige Dosen nicht mehr hergestellt und später oft eingeschmolzen.
Länge: 5,3 cm, Breite: 3,2 cm, Höhe: 1,7 cm, Länge (Löffel): 4,7 cm; Gesamtgewicht: 47,9 g
Die Silberfabrik Louis Kuppenheim
Der jüdische Goldschmied Louis Kuppenheim (1824 – 1889) gründet 1857 in Pforzheim das gleichnamige Unternehmen. Pforzheim ist in dieser Zeit eines der führenden Zentren der deutschen Goldschmiedekunst. Das Unternehmen macht sich sehr bald einen Namen für qualitätvolle Arbeiten, was mehrere Umzüge in größere Räumlichkeiten notwendig macht. Nach dem Tod Louis Kuppenheims übernehmen seine drei Söhne die Geschäftsführung.
Neben dem Geschäft in Pforzheim wird 1900 wird eine Dependance in Paris eröffnet, die den internationalen Durchbruch bringt und die Erzeugnisse des Unternehmens in Nord- und Südamerika, Europa und Großbritannien bekannt macht. Die Silberwarenfabrik beschäftigt in ihrer Hochphase – inzwischen in dritter Generation – um 1925 etwa 200 Angestellte, darunter Spezialisten ihres Gebiets wie Gold- und Silberschmiede, Emailleure, Emaille-Maler und Graveure.
Wie viele andere Hersteller von Silberwaren und Goldschmiede-Erzeugnissen, bringt die wirtschaftliche Rezession der frühen 30er Jahre auch die Silberwarenfabrik Louis Kuppenheim in wirtschaftliche Schieflage, die schließlich 1939 in ihre Auflösung münden.
Die Silberfabrik Louis Kuppenheim spezialisierte sich auf die Herstellung qualitativ hochwertiger sog. Galanteriewaren: repräsentative Accessoires für ein modebewusstes Klientel wie Zigarettendosen, Streichholzetuis, Puderdosen, Visitenkartendosen, Zigarettenmundstücke bis hin zu Spazierstockgriffen, Gürtelschließen oder Operntaschen. Eine Domäne von Louis Kuppenheim waren kunstvoll getriebene und ziselierte Wandungen von Dosen und Etuis sowie Darstellungen in Emaille. In der Qualität der Arbeiten war das Unternehmen Firmen wie Georg Adam Scheidt in Wien ebenbürtig. Das Unternehmen nahm u.a. 1900 an der Weltausstellung in Paris Teil, wo es eine Goldmedaille für einen kunstvoll gearbeiteten Brieföffner erhielt. Insbesondere die Arbeiten in Emaille bescherten Louis Kuppenheim internationale Berühmtheit. Auch wenn bislang der eindeutige Nachweis hierfür von der Forschung noch nicht erbracht werden konnte, ist es als sehr wahrscheinlich anzunehmen dass Kuppenheim für etliche herausragende Hersteller von Schmuck und Silberwaren das Emaille anfertigte.